Das Ausbildungsprogramm des Zhou Jia Quan Wushu bietet dem Interessierten ein unerschöpfliches Potential an Betätigung. Neben Atemtechniken, Gymnastik, Ausdauertraining, Freikampf und geschichtlichen Inhalten stehen hier besonders die klassischen Hand- und Waffenformen im Vordergrund des Trainings. Diese Formen (jap. Kata, chin. Quanfa), deren Inhalte Selbstverteidigungstechniken sind, basieren hauptsächlich auf fünf Tierstilen. Das ist das urtypische dieser Kampfkunst. Jeder dieser Tierstile enthält eine defensive und offensive Aktion eines Tieres. Die einzelnen Tiere die es zu verkörpern gilt, symbolisieren alle eine eigene Fähigkeit. Der Tiger steht für Kraft, der Drache für geistige Fähigkeit, der Leopard für die Schnelligkeit, der Kranich für Flexibilität und die Schlange für die innere Kraft. Auch im japanischen Karate sind Tiertechniken bekannt, jedoch nicht in dieser Vielzahl und Intensität.
In der ersten Ausbildungsstufe, die je nach Talent, Begabung und Trainingsfleiß 4-5 Jahre dauert und mit der Prüfung zu Schwarzgurt endet, lernen die Schüler mindestens fünf Zhou Jia Quan Formen. Angefangen mit den ersten Grundformen werden die nachfolgenden immer komplexer und anspruchsvoller. Durch das intensive und schweißtreibende Auseinandersetzen mit den jeweiligen Formen lernt der Schüler, die Techniken stets zu verbessern, und bei Partnerkampfübungen an die jeweilige Situation, und an jeden beliebigen Gegner anzupassen. Hier kann er aus dem riesigen Repertoire von Verfahren diejenigen auswählen, die seinen Neigungen, Möglichkeiten und Bedürfnissen am besten entsprechen.
Ein fast "nebensächlicher Aspekt" dieser Art des Lernens ist, dass Eigenschaften wie Gelenkigkeit, Ausdauerfähigkeit, Reaktionsgeschwindigkeit, Atmung, Wahrnehmungsfähigkeit deutlich verbessert und Aggressionen abgebaut werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt der ersten Ausbildungsstufe ist die moralischen Verhaltensregeln, die der Zhou Jia Schüler lernt. Diese Regeln ermöglichen ein familiäres Miteinander im Training und sind auch Leitfaden für das tägliche Leben außerhalb der Schule.
Wer allerdings glaubt, Kung Fu sei nur etwas für wilde Schläger, der liegt bei uns völlig falsch. Da ein faires Miteinander absolut im Vordergrund steht, gilt während und auch außerhalb des Trainings:
Kein aggressives Verhalten unseren Mitmenschen gegenüber!
Denn wer lernt, Körper und Geist zu beherrschen, braucht sich in keiner Situation durch unkontrollierte Aggressivität zu behaupten.
Die Zhou Jia Quan Geschichte
Das traditionelle chinesische Wushu, das von dem Nia Kwang Pugilistic Association praktiziert und gefördert wird, ist die explosiven und kraftvollen Bewegungen des Hong Jia Wushu, als auch die schnellen Fußarbeiten des Cai Jia Wushu vereinigen. Es ist daher eine sehr wirkungsvolle Form der Selbstverteidigung mit Betonung auf Angriff- und Abwehrtechniken.
Der Ursprung des Zhou Jia Wushu Systems begann mit Großmeister Zhou Long, der dem Shafu Dialekt angehörte und im Jahre 1890 im Dorf Xinhui, welches in der Chinesischen Guangdong Provinz liegt, geboren wurde. Mit seinem kreativen Denken hat er wesentlich an der Entstehung des Zhou Jia Wushu System, in den siebziger Jahren, beigetragen. Dieses System war eine beherrschende Kraft für fast ein Jahrzehnt in der Guangdong Provinz.
Großmeister Zhou Long wuchs in einer großen Familie mit zehn Kindern auf. Er war das fünfte Kind und zugleich ältester Sohn der Familie mit noch vier jüngeren Brüdern. Der sechste Zhou Xie, der achte und neunte Zhou Biao und Zhou Hai waren Zwillinge und der jüngste war Zhou Tian. Zhou Long war als Junge sehr interessiert im Wushu. Er versuchte alles von seinem Onkel Zhou Geng (Zhou Hong) der das Shaolin Hong Quan praktizierte, zu lernen, und wurde bester Schüler unter seinen Brüdern. Ferner durchstöberte Zhou Long das Dorf nach anderen ‘Hong‘ Stil Wushu Praktiker um noch mehr über das Wushu zu lernen.
Eines Tages als Zhou Long vor seinem Haus am Trainieren war, kam ein alter Mann vorbei und wurde auf ihn aufmerksam. Er fragte Zhou Long seit wie lange er Wushu schon praktizierte. Nach einigen Gesprächen sagte der alter Mann er würde Zhou Long seine Art von Wushu beibringen. Zhou Long bat seinen Vater um Rat und stellte ihm den alten Mann vor. überraschenderweise stellte sich heraus, dass der alter Mann ein Wushu Experte im ‘Cai Jia Quan‘ war. Mit Erlaubnis seines Vaters, lernte Zhou Long das Cai Jia Wushu von Meister Cai Jiu Yi. Da Zhou Long schon die Grundkenntnisse in Hong Jia Wushu besaß, benötigte er nur ein paar Jahre, um das Cai Jia Wushu zu meistern.
Wegen finanzieller Not verließ Zhou Long 1910 China in Richtung Kuala Lumpur, Malaysia, um dort Arbeit zu suchen. Durch Zufall traf er einen Abt, den ehrwürdigen Hong Yi, der Zhou Long als seinen Schüler aufnahm, und ihm das Bei Pai Wushu beibrachte. Bei Pai ist ein nordchinesischer Kampfstil mit viel Fußtechniken wie Tritte, Sprünge und schnelle Beinarbeit. Hong Yi gab Zhou Long den Rat, alle seine drei Kampfstile zu vereinigen, um daraus einen für ihn eigenen Stil zu entwickeln, der genau zu ihm passt.
Im Jahre 1915 kehrte Zhou Long nach China zurück, und nahm an einem Wettkampf teil, den er auch gewann. Daraufhin wurde er vom Kriegsherrn General He Fu Qiao zum Chefausbilder der Armee ernannt. Zhou Long holte seine Brüder, um ihm bei der Ausbildung der Soldaten zu unterstützen. 1917 gründete Großmeister Zhou Long in seinem Heimatdorf (Xinhui) seine erste Schule und nannte sie ‘Zhou Ren Yi Tang’. Zusammen mit seinen Brüdern vereinigte Großmeister Zhou Long ihr gesamtes Wissen und entwickelte daraus eine neue Wushu Form. Da der Nachname der fünf Brüder ‘Zhou’ war, nannten sie den neuen Stil ‘Zhou Jia Quan’ (Wushu Stil der Zhou Familie).
Großmeister Zhou Long hat seinen Ursprung und die Meister, die ihm Wushu beigebracht haben, nie vergessen. Er erzählt oft seinen Schülern, dass der Wushu Stil, den er praktizierte, ‘Hong Tou Cai Wei’ (Hong - Kopf , Cai - Ende) hieß, Hong Stil zuerst, gefolgt vom Cai Stil, aber auf der gleichen Basis.
Mit unermüdlichen Bemühungen und mit vereinigten Kräften in der Verbreitung des neuen Wushu Stil, wuchs auch die Popularität. Dafür wurden die fünf Brüder geehrt und fortan die ‘Fünf Tiger von Zhou Jia’ genannt. Gerade als Großmeister Zhou Long auf der Spitze seiner Karriere war, erkältete er sich und wurde krank. Doch da er sich stark und kräftig fühlte, schenkte er seiner Krankheit keine Beachtung. Er hatte Lungenentzündung, und da er auch noch durch seine Arbeit stark gestresst war, verschlechterte sich sein Gesundheitszustand sehr schnell. Großmeister Zhou Longs Krankheit konnte nicht mehr geheilt werden, und so verstarb er 1919 im Alter von nur 28 Jahren.
Nach dem Tode von Zhou Long kam es in der Wushu Schule zu großen Unordnungen. Eine Familiensitzung wurde einberufen, und Großmeister Zhou Biao als neuer Führer gewählt. Um sich um die Verbreitung des Zhou Jia Wushus zu kümmern, kündigte Großmeister Zhou Biao seinen Posten bei der Armee. Innerhalb eines halbes Jahres errichtete er vierzehn Zhou Jia Wushu Schulen in ganz China verteilt.
Im Jahre 1936 erhielt die Zhou Jia Wushu Schule eine Einladung nach Hong Kong zur Teilnahme an der Krönungsfeier von König George VI von England. Großmeister Zhou Biao sah seine Gelegenheit kommen, um für das Zhou Jia Wushu zu werben, und reiste mit einer Mannschaft aus Freunden und Schülern nach Hong Kong. Die Vorführung kam gut an, und wurde ein voller Erfolg für alle Beteiligten. Um das Zhou Jia Wushu zu fördern, wurde eine Schule in Kowloon, Hong Kong, gegründet. Während seinem Aufenthalt in Hong Kong wurde Großmeister Zhou Biao von der Garment and Medical Merchant Association eingeladen und zu ihrem Wushu Ausbilder ernannt.
Im gleichen Jahr benannte Großmeister Zhou Biao die Schule in Hong Kong in ‘Zhong Wai Zhou Jia’ (was bedeutet Außerhalb von China Zhou Schule) um. Großmeister Zhou Biao machte diesen Unterschied, um die Herkunft zu betonen, da es die erste Schule überhaupt außerhalb von China war.
Als Großmeister Zhou Biao nach China zurückkehrte, begann gerade der 2. Weltkrieg, und in China war der Kommunismus im Vormarsch. Nach viel überlegungen und Planungen wanderte 1949 die Zhou Familie nach Hong Kong aus.
In dieser Phase der Entwicklung wurde das Zhou Jia Wushu zur praktischen Selbstverteidigung und Körperertüchtigung ummodifiziert, mit einem großen Angebot an Hand und Waffenformen. Die neue Form wurde den Schülern zusammen mit dem Löwentanz gelehrt.
Am 14. März 1961 verstarb Großmeister Zhou Biao nach kurzer Krankheit.
Obwohl das Zhong Wai Zhou Jia Wushu nur eine kurze Geschichte besitzt, ist die Zahl der Schüler enorm. Heute findet man überall in China, Hong Kong, Südostasien, Australien, in den USA und in Europa Schulen und Vereine, die das Zhou Wai Zhou Jia Wushu praktizieren und fördern.
Der Zhou Jia Quan Stil
Zhou Jia Quan bedeutet der Stil der Familie Zhou und wird auch als ‘‘Hong Tou Cai Wei‘‘ bezeichnet. Das heißt : ‘‘Hong‘‘ als erstes (Kopf), ‘‘Cai‘‘ als letztes. Meister Zhou Long lernte das Hong Jia Quan von seinem Onkel Zhou Hong, das Cai Jia Quan von Meister Cai Jiu Yi und vom Mönch Hong Yi das Bei Pai Shaolin Quan. Er kombinierte alle drei Systeme und entwickelte daraus das Zhou Jia Quan.
Die Zhou Jia Quan Meister
Meister Zhou Long
1890 - 1919
Hat das System Zhou Jia Quan entwickelt und gegründet.
Meister Zhou Biao
1899 - 1961
Hat nach dem Tod Zhou Longs das Zhou Jia Quan verbreitet.
Meister Mai Zhi
1908 - 1978
Schüler von Zhou Biao Hat das System in Singapore verbreitet.
Meister Zhou Jinbo
1925 - 2001
Schüler von Zhou Biao. Hat die erste Schule Zhou Biaos, die Ying Yong Tang, in Jiujiang geleitet.
Meister Lim Chin Kim
Geboren 1941
Jüngster Schüler von Mai Zhi. Hat den Verein "Nia Kwang Pugilistic Association" in Singapore gegründet.
Meister Seet Chor Thong
Geboren 1954
Brachte das System 1974 nach Deutschland. Leitet heute den "Singapore Nia Kwang Pugilistic Association Germany e.V." in Siegen, Deutschland.
Der Zhou Jia Quan Stammbaum
Dieser Familienstammbaum ist nach unserem besten Wissen und Gewissen erstellt worden.
Sollte irgendeine Person nicht erwähnt worden sein, bitten wir um Kontaktaufnahme!